Queer as Folk

“Being different is what makes us all the same.”
„Wir sind alle verschieden – und das haben wir alle gemeinsam.“

 Am 09.01.2006 strahlte der Münchener TV-Sender ProSieben den Pilotfilm zu einer neuen amerikanisch-kanadischen Serie aus: Queer as Folk. ProSieben wagte es damit, eine Serie einzukaufen, die heiß diskutiert und umstritten ist. Queer as Folk wird einerseits geliebt, andererseits, wie bereits in Großbritannien im Jahr 2000 geschehen, von Medien und Gesellschaft boykottiert. Trotz des eher schlechten Sendeplatzes (montags, 23.45 Uhr) hat sich Queer as Folk, nicht nur in Szenekreisen, zu einer mit immerhin regelmäßigen 12 % -Einschaltquote zu einer beliebten Serie entwickelt. Aber was steckt hinter dieser Serie, von der in den USA inzwischen die 5. Staffel erfolgreich abgelaufen ist? Worum geht es in Queer as Folk – einer Serie, deren Titel auf einem englischen Sprichwort „There’s nowt so queer as folk“ – „Es gibt nichts Seltsameres als Leute“ beruht?

Queer as Folk zeigt das Leben einer aus Pittsburgh stammenden Clique junger, homosexueller Männer und Frauen. Rund um die Freunde Michael, Brian, Justin, Emmet, Ted, Melanie und Lindsay behandelt die Serie die alltäglichen Konfrontationen und Konflikte Homosexueller in der Gesellschaft. Neben den üblichen Beziehungsproblemen, die es wie in „normal“ heterosexuellen Verbindungen natürlich auch gibt, zeigt Queer as Folk unzensiert und provokant „schwules“ Leben, Sexualität, gesellschaftliche Ablehnung, Drogen- und Alkoholprobleme und das oftmals bereits in Vergessenheit geratene Thema AIDS.

Das amerikanische Produzentenduo Cowlip (Ron Cowen und Daniel Lipman) adaptierten zur Umsetzung der Serie den ursprünglich britischen Erfolgshit aus dem Jahr 1999. Im prüden England schaffte es Queer as Folk jedoch nicht lange in den Medien zu überleben. Bereits nach der ersten Staffel forderten konservative Tageszeitungen und Institutionen den Boykott der Serie. Cowlip ist es jedoch gelungen, nicht allein durch die grandiose Besetzung der Charaktere und deren schauspielerischer Leistungen, die Serie zu einer hochgelobten, erfolgreichen Produktion zu machen. Auch der Mut der Schauspieler (90 % der Besetzung ist heterosexuell orientiert) im prüden Amerika eine homosexuelle Rolle einer TV-Serie, mit der man wohl ein Leben lang identifiziert wird, wird von Kritikern, Fans und selbst Feinden der Serie hoch anerkannt.

Auch deutsche Medien reagierten bisher erfreulich positiv auf den Start der Serie.

Quotenmeter.de :
Als ProSieben den Start der US-Serie «Queer as Folk» ankündigte, staunten viele nicht schlecht darüber, denn die Serie dreht sich um fünf schwule Freunde. Anders aber als in «Will & Grace» und «Absolut relativ» ist dies keine Comedyserie, sondern eine Dramaserie, die ungeschminkt und ehrlich das Leben in einer Gay-Community aufzeigen soll. Im eher prüden Amerika lief die Serie allerdings nur auf dem Pay-TV-Sender Showtime.

Spiegel:
Mit "Queer as Folk" und "The L-Word" starten auf ProSieben zwei US-Serien, die in ihrer Heimat für reichlich Kontroversen gesorgt haben: Unverstellter wurde homosexuelle Liebe und gleichgeschlechtlicher Sex im Fernsehdrama noch nicht thematisiert.

Sprecherin ProSieben:
"Vor vier, fünf Jahren hätten wir die Serie wohl noch nicht gezeigt. Schwule und Lesben sind aber mittlerweile in der Öffentlichkeit voll akzeptiert. Warum sollten wir sie also im Fernsehen nicht so zeigen, wie sie sind, wie sie sich selbst sehen? Das ist auch für Heteros interessant."

Und schaut man sich im Internet nach der Serie um, findet man in Google bereits 7.160.000 Einträge. Da findet man neben den Websites der TV-Sender bereits unzählige Fanpages, Foren und sogar in der Online-Enzyklopädie Wikipedia findet man alles rund um die Sendung und den Cast. Sieht man sich auf den Seiten einmal genauer um, begegnet man immer wieder dem Thema Diskriminierung, Toleranz, Akzeptanz und fragt sich, ob es im Jahr 2006 immer noch eine Rolle spielt, welche sexuellen Vorlieben ein Mensch hat, damit er in der Gesellschaft akzeptiert ist. Ob es wirklich immer noch sein muss, dass eine TV-Serie über Homosexuelle auf einen Sendeplatz geschoben wird, an dem es ja nicht allzu viele mitbekommen? Man fragt sich, warum immer noch mit dem Finger gezeigt wird und ProSieben nun als „Schwulensender“ tituliert wird? Und ob es nicht eigentlich egal sein sollte, ob ein Mensch homo-, bi- oder heterosexuell ist? Einer der Hauptcharakter, Michael Novotny (gespielt von Hal Sparks) sagt in einer Folge: “Being different is what makes us all the same.” „Wir sind alle verschieden – und das haben wir alle gemeinsam.“ Schaut man sich die Folgen der Serie Queer as Folk einmal vorurteilsfrei an, bemerkt man schnell: Die Probleme Homosexueller sind die gleichen, wie die der Heterosexuellen. Der große Unterschied ist jedoch: Heterosexuelle müssen sich neben ihren alltäglichen Problemen nicht auch noch mit Diskriminierung, Anfeindungen und dem Ausschluss aus der Gesellschaft zurechtfinden und für ihre Gleichberechtigung kämpfen.

 Für alle, die sich gerne über die Serie, deren Hintergründe und Schauspieler informieren möchten, empfehle ich folgende links:  www.prosieben.de/spielfilm_serie/queer/  www.qafgermany.de oder www.queer-as-folk-serie.de

Bleibt nun abzuwarten, ob ProSieben auch nach der ersten Staffel weiterhin den Mut findet, sich als „Schwulensender“ bezeichnen zu lassen und auch die zweite, bereits eingekaufte Staffel ausstrahlen wird oder ob die offensichtlich immer noch intolerante Gesellschaft ihren Standpunkt gegenüber Homosexuellen wieder einmal durchsetzen wird.

[LG] [foto:Pro7]